Geschichte am KGH
Anbei finden Sie eine kurze Vorstellung des Geschichtsunterrichts am Kreisgymnasium: Warum beschäftigen wir uns eigentlich mit der Vergangenheit? Wie kann das Fach Geschichte zu der Entwicklung eines kritischen und reflektierten Bewusstseins beitragen?
1. Ziele des Geschichtsunterrichts
Wie Menschen ihre Gegenwart und Zukunft gestalten, hängt wesentlich davon ab, wie sie ihre Vergangenheit beurteilen. Was in der Vergangenheit als positive Errungenschaft gesehen wird, wie z.B. das Wahlrecht für alle volljährigen Bürger unabhängig von Geschlecht und Einkommen in der Verfassung der Weimarer Republik, das wird auch als Wert für die Zukunft begriffen. Die Gleichberechtigung im Wahlrecht kann so für die Gegenwart und Zukunft in Richtung einer Gleichberechtigung in der Gesellschaft (z.B. im Arbeitsleben) weitergedacht werden. Andererseits werden Menschen solche Ereignisse, die sie als negative Erfahrungen und Fehlentwicklungen bewerten, wie z.B. die Diktatur des Nationalsozialismus und sein Vernichtungspotential, ebenfalls auf die Gegenwart beziehen, indem sie sich bemühen, solche historischen Fehlentwicklungen möglichst zu vermeiden bzw. aktiv abzuwenden. Historische Urteilsfähigkeit und Gestaltungsfähigkeit in der Gegenwart gehören demnach unmittelbar zusammen.
Da wir Schüler/innen befähigen wollen, verantwortungsvoll die künftige Gesellschaft mitzugestalten, müssen wir dazu beitragen, auch ihre historische Urteilsfähigkeit zu entwickeln. Dies setzt die Entwicklung von Geschichtsbewusstsein zwingend voraus. Es gilt, Strukturen und Prozesse im geschichtlichen Ablauf zu erschließen und zu verdeutlichen. In diesem Zusammenhang sehen wir es als wesentlich an, Offenheit und Verständnis für frühere Erscheinungsformen menschlicher Zivilisation und für unterschiedliche Entwicklungen in verschiedenen Kulturkreisen zu wecken.
Erfahrungen aus der Lebenswelt der Schüler/innen sollen – wo dies möglich ist – mit historischen Erfahrungen und Erkenntnissen in Beziehung gesetzt werden. Auf diese Weise wollen wir erreichen, dass Schüler/innen Geschichte als Entwicklungszusammenhang sehen und Gegenwart als historisch geworden (und damit auch als veränderbar) begreifen.
2. Besonderheiten des Faches Geschichte
Angesichts des geringen Stundenvolumens für das Fach Geschichte, besonders in der Sekundarstufe I, und der Notwendigkeit zu exemplarischem Lernen setzt die Fachschaft Geschichte folgende Schwerpunkte und Akzente:
Es werden Absprachen über Schwerpunktsetzungen getroffen und der Methodenschulung breiter Raum eingeräumt. Historisches Forschen und Entdecken sollen im Zentrum des Unterrichts stehen. Dies wird durch die Wahl des neuen Lehrbuchs in der Sekundarstufe I („Zeiten und Menschen“) deutlich unterstützt, denn in diesem Lehrbuch wird gerade das entdeckende und forschende Lernen an historischen Materialien und Problemen besonders geschult.
Das Fach Geschichte beteiligt sich an wichtigen Bausteinen des Methodencurriculums, wie der Umsetzung der Arbeit in der Medio- und Bibliothek. So wird in der Klasse 6 ein Römerprojekt durchgeführt, in dem Schüler/innen die Chancen und Möglichkeiten von Büchern zum Thema aber auch des Internets kritisch nutzen lernen sollen. Zudem sollen in der Klasse 9 Referate auch im Fach Geschichte gehalten werden. Dabei stehen besonders die Recherche, die strukturierte Erarbeitung eines Themas und die anschließende Präsentation im Mittelpunkt.
Verstärkt werden außerschulische Lernorte in den Unterricht einbezogen. Das schließt bestimmte Exkursionsziele in der Region (wie das Historische Museum Bielefeld, den jüdischen Friedhof in Halle, den Bergbau im Teutoburger Wald) oder auch im weiteren Umfeld (das Römermuseum in Haltern, Ausstellungsbesuche) mit ein.
Das Fach Geschichte leistet in allen Stufen, besonders aber in der Stufe 9 mit dem Projekt „Industrialisierung“ kontinuierliche und ausgewiesene Beiträge zur ökonomischen Bildung. Hierbei sollen im Sinne einer Geschichte vor Ort die Industrialisierungsprozesse im Kreis Gütersloh und der Stadt Bielefeld im Vordergrund stehen. Die Schüler/innen sollen begreifen, dass Geschichte zum Greifen nah sein kann.
Im Fach Geschichte werden (in der Regel zweimal im Halbjahr) schriftliche Überprüfungen geschrieben. Diese zielen nicht auf das Abfragen von Spezialwissen, sondern auf die Anwendung von Grundwissen und -fertigkeiten der Text- und Quellenanalyse sowie auf das Bewusstmachen historischer Kontinuitäten. Sie tragen bei zur transparenten Zensurengebung, zur Vorbereitung auf die Arbeit in der Oberstufe und zur Entwicklung der Basiskompetenz des Textverstehens (siehe Lernstandserhebungen).
3. Geschichtsunterricht in der Oberstufe
Der Geschichtsunterricht in der Oberstufe baut auf die in der Sekundarstufe I erworbenen Kenntnisse, Qualifikationen und Fertigkeiten auf. Im Sinne einer Schwerpunktsetzung sollen diese Fähigkeiten auf exemplarische historische Kontexte – vor allem in der Geschichte Deutschlands und Europas im 19. und 20. Jahrhundert – angewendet und die historische Urteilsfähigkeit weiterentwickelt werden.